Synopsis: La dame blanche

von François Adrien Boïeldieu


Erster Akt

Vor dem Pachthof Dicksons. Beim Pächter Dickson ist alles zur Kindtaufe hergerichtet; die Bauern sind vollständig erschienen, nur der Pate fehlt. Der Friedensrichter, der dazu bestimmt war, ist erkrankt. Da kommt ein fremder Offizier, Georg Brown, der für ein Nachtquartier die Patenschaft übernimmt und dem Pächter seinen seltsamen Lebenslauf erzählt. Die Pächtersfrau fenny singt beim Festmahl die Ballade von der weissen Frau, die im Schlosse spuken soll, und die Brown an manche Vorgänge seiner Jugend erinnert. Trotzdem erklärt er alles für Aberglauben. Der Pächter dagegen behauptet, die weisse Frau nicht nur gesehen, sondern sogar einen Beutel voll Gold von ihr erhalten zu haben. Er hat dafür gelobt, allzeit ihrem Rufe zu gehorchen, gerät aber in arge Verlegenheit, als ihm jetzt auf geheimnisvolle Weise ein Brief von ihr in die Hände gelangt, der ihn an sein Gelübde mahnt und auf das Schloss ruft. Diese abenteuerliche Aufforderung lockt den Offizier, der sich bereit erklärt, an Stelle des ängstlichen Pächters dem Ruf der weissen Dame zu folgen.

Zweiter Akt

Saal im Schloss des Grafen Avenel. Die alte Haushälterin der gräflichen Familie, Margarete, sitzt am Spinnrad; in ihrer Gesellschaft Anna, das Mündel des Kastellans Gaveston. Dieser will das alte Schloss unter den Hammer bringen und fordert von Anna Schriftstücke, die ihr die letzte Herrin von Avenel auf dem Totenbette in Verwahrsam gegeben hat. Anna verweigert sie ihm aber. An Stelle des Pächters Dickson meldet sich jetzt Georg Brown zu Gast. Der alten Margarete fällt seine Ähnlichkeit mit den Avenels auf. Gaveston gewährt ihm nur widerwillig Gastfreundschaft. Georg ist am Kamin eingeschlummert. In der Nacht erscheint ihm das Gespenst der weissen Dame. Es ist Gavestons Mündel Anna. Sie bittet ihn, sich bei der Versteigerung des Schlosses einzufinden und dabei alles zu tun, was ihm geheissen werde. Er verspricht es, denn die Gestalt erzählt ihm von seiner Verwundung auf dem Schlachtfeld, und dass ihn ein fremdes Mädchen dort gepflegt habe. Anna selbst ist diese Pflegerin, und Brown hat sich damals schon in sie verliebt. Am anderen Morgen finden sich alle Pächter der Umgebung ein, um zu verhindern, dass das alte Stammschloss in Gavestons Hände gelangt. Dieser behält jedoch gegen Dickson das letzte Gebot; da überbietet ihn auf geheimnisvollen Befehl der weissen Dame Georg Brown, so dass er noch in letzter Stunde um das Schloss kommt, das er schon so sicher zu besitzen glaubte. Es wird dem Fremdling aber seltsam zumute, denn er hat wohl die hohe Summe geboten, besitzt aber keinen Heller. Er hofft jedoch auf die weisse Dame, die ihn ja dazu bestimmt hat, Gaveston zu überbieten.

Dritter Akt

Ahnensaal des Schlosses. Georg ist nun Besitzer des Spukschlosses. Die Pächter begrüssen ihren neuen Schlossherrn. Lieder aus ihrem Munde erinnern ihn abermals an seine Jugend; er erkennt jetzt auch in Margarete seine Kinderfrau wieder. Nun erscheint Gaveston, uni die Kaufsumme zu fordern. Mit Schuldhaft bedroht, verzweifelt Brown an einer glücklichen Lösung. Im letzten Augenblick kommt die weisse Dame mit dem Familienschatz der Avenels zu Hilfe. Gaveston reisst ihr ergrimmt den Schleier vom Gesicht und erkennt sein Mündel Anna. Diese legitimiert durch den Alinenschatz der Avenels und die ihr anvertrauten Sdiriftstücke Georg Brown als den echten Sprössling des letzten Sclilossherrn. Während Gaveston als entlarvter Erbsdileicher Schloss und Gegend wütend verlässt, reicht Georg Brown der wiedergefundenen Pflegerin die Hand zum Ehebunde.