Synopsis: Der ferne Klang

von Franz Schreker


ERSTER AKT
Der Musiker Fritz und Grete, die Tochter eines kleinen pensionierten Beamten, lieben sich. Der junge Mann möchte, ehe er heiratet, ein grosses Werk schaffen und den geheimnisvollen fernen Klang finden, der ihm vorschwebt. Vergebens versucht Grete, ihn umzustimmen. Fritz trennt sich von seiner Jugendgeliebten und geht davon. Kaum ist er aus dem Haus, als ein seltsames altes Weib eintritt, welches das erstaunte Mädchen über Fritz ausfragt und ihr Hilfe verspricht, wenn sie etwas braucht. Gretes Eltern haben Schulden, doch die Mutter lehnt entschieden ab, dass ihre Tochter, um die Pension des Vaters aufzubessern, eine Arbeit annimmt. Der Vater, der gern trinkt, kommt mit seinen betrunkenen Spiel- und Zechkumpanen. Er hat seine Tochter im Spiel an den Wirt verloren und will sie ihm nun zur Frau geben. Als Grete sich weigert, wird ihr Vater wütend. Seine Genossen, der Winkeladvokat Dr. Vigellus und der Schauspieler, schleppen ihn ins Wirtshaus zurück. Als der Wirt sich um Grete bemüht und durchblicken lässt, sie als Attraktion für seine Kneipe zu wollen, gibt das Mädchen, um die Mutter zu beruhigen, scheinbar nach, springt dann aber aus dem Fenster und eilt Fritz hinterher.
Grete hat Fritz nicht mehr einholen können und bricht am Ufer eines Sees erschöpft zusammen. Von ihrem Vorhaben, sich zu ertränken, lässt sie ab, als ihr die Schönheit der abendlichen Natur bewusst wird. Sie schläft, an ihren Geliebten denkend, ein. Die alte Frau, in Wirklichkeit eine Kupplerin, erscheint wieder und kann das hübsche Mädchen durch glänzende Versprechungen dazu bringen, ihr zu folgen.

ZWEITER AKT
Zehn Jahre später lebt Grete als gefeierte Königin der Halbwelt auf einer Insel im Golf von Venedig, wo sie in einem glänzenden Tanzsalon, der »Casa di Maschere« brilliert. Trotzdem ist sie in diesen Kreisen nicht glücklich, sie denkt noch immer an Fritz. Vornehme Herren begehren sie. An diesem Tag verspricht sie nach langem Zögern, dem anzugehören, der ihr Herz mit einem Lied am tiefsten rühren kann. Aber weder der Graf noch der Chevaller gewinnen, sondern ein Fremder, der gerade in einer Gondel gekommen ist. Grete erkennt in ihm Fritz, der sich stark verändert hat und eilt in seine Arme. Der Künstler, der den ersehnten Klang noch immer nicht gefunden hat, will sie mit sich nehmen, muss aber aus den Reden der anderen entnehmen, dass seine Geliebte eine Halbweltdame geworden ist. Erschüttert und enttäuscht wendet er sich von ihr ab, schlägt eine Duellforderung des Grafen aus und entfernt sich. Grete stürzt in ihrer Verzweiflung in die Arme des Grafen, der Fritz ähnelt.

DRITTER AKT
Wieder sind fünf Jahre vergangen, Fritz hat seine Oper »Die Harfe« vollendet. Die Uraufführung schliesst nach anfänglichem Erfolg mit einem Aufruhr, weil das Finale die Zuhörer abstösst. Grete, die inzwischen zur Dirne herabgesunken ist, hat das Stück mitangehört und ist betroffen. Als sie auf dem Heimweg von einem Kerl belästigt wird, beschützen sie Dr. Vigellus und der Schauspieler, die sich in einem nahen Gasthaus aufgehalten haben. Der Advokat begleitet die bedrohte Frau in einem Anflug später Reue in sein Haus.
Fritz sitzt, alt und müde geworden, daheim. Er erkennt zu spät, dass er nicht nur sein, sondern auch das Leben seiner Geliebten zerstört hat. Vergebens versucht Rudolf den Freund zu trösten und mahnt ihn, die Oper umzuschreiben. Fritz ist am Ende und will nur noch Grete sehen, die er zweimal von sich gestossen hat. Rudolf soll nach ihr suchen, doch schon kommt Dr. Vigellus und bringt sie. Glücklich sinken sich Grete und Fritz in die Arme. Endlich hört der Komponist die fernen Klänge, die ihm immer greifbar nahe waren. Freudig macht er sich daran, den Schluss seiner Oper neu zu gestalten, doch er stirbt in den Armen seiner Geliebten.