Libretto: Der Bettelstudent

von Karl Millöcker


Personen:
PALMATICA, Gräfin Nowalska
LAURA und
BRONISLAWA, ihre Töchter
OBERST OLLENDORF, Gouverneur von Krakau
SYMON RYMANOWICZ, Student
HERZOG ADAM KASIMIR von Polen, alias JAN JANICKI

OFFIZIERE in Ollendorfs Reiterregiment:
- WANGENHEIM, Major
- HENRICI, Rittmeister
- SCHWEINITZ, Leutnant
- RICHTHOFEN, Kornett

ONUPHRIE, Diener im Hause Nowalska
ENTERICH, Gefängniswärter auf der Zitadelle Krakau
PIFFKE und PUFFKE, seine Gehilfen
ROY, Wirt
Der BÜRGERMEISTER von Krakau
Ein KURIER

CHOR
Gefangene - Frauen - Messebesucher - Hochzeitsgäste - Brautjungfern
Pagen - Zofen - Diener - Soldaten - Lakaien - Volk



Orchester-Introduktion

ERSTER AKT

Gefängnishof

Nr. 1 - Introduktion

FRAUEN
Ach, uns're Lieben sperrte man ein;
Wir armen Weiber steh'n nun allein.
Möchten die Teuren gern wiederseh'n.
Was kann das schaden? Lasst's doch gescheh'n!
Habt doch Erbarmen und, muss es sein,
Sperrt uns gleich alle lieber mit ein!
Eh' uns're Bitte ihr nicht gewährt,
Wird mit dem Jammern nicht aufgehört.
Hu, hu, hu!
Wir bitten gar schön, oh, lasst es gescheh'n,
Wir bitten, wir bitten, wir bitten gar schön!

ENTERICH
Respekt und kein Skandal gemacht!
Ich rat' es Euch, nehmt Euch in acht!
Wer hier so schreit und skandaliert,
Wird gleich persönlich arretiert.

FRAUEN
Ach, guter Meister Enterich,
Seid doch nicht solch ein Wüterich,
Wir wollen uns're Männer seh'n -
Oh, lasst es doch gescheh'n!

ENTERICH
Ich hin sonst gar keen Wüt'rich nich,
Doch solch Spektakel schickt sich nicht.
Ich fühle gleichfalls väterlich
Und brüderlich und schwesterlich,
Und gegen Damen namentlich
Bin ich nicht unabänderlich;
Doch müsst Ihr sanft erst bitten schön,
Dann wollen wir schon seh'n.

FRAUEN
Ach 'guter Meister Enterich usw.

ENTERICH
Seh' ich auch oft recht grausam aus -
Mein Herz ist nicht von Marmelsteine!
zu Piffke und Puffke
So lasst die Herr'n Verbrecher raus
Von Nummer Fünnefe und Neine!

FRAUEN
Dank, Meister Enterich!

ENTERICH
Ruhe, sage ich!

FRAUEN
Dank, Meister Enterich!

ENTERICH
Ruhe! Still!
Die Sachen, die Ihr mitgebracht,
Die werden registriert,
Und was dabei verdächtig scheint,
Wird dankend, wird dankend,
Wird dankend konfisziert.

FRAUEN
Wird dankend, wird dankend,
Wird dankend konfisziert!

ENTERICH
Lasst seh'n, was Ihr gebracht!

Für einen Mann zwei Flaschen Wein?
Das könnte schädlich sein!
Die Näscherei, - Herr Jämersch, nee,
Das macht ja Magenweh!
Wird gleich notiert und registriert
Und höflich dankend konfisziert!

FRAUEN
Wird gleich notiert und registiert
Und höflich dankend konfisziert!

ENTERICH
Geeignet scheint mir dieses Tuch
Zu einem Fluchtversuch!
Die Socken? He - die sind sehr schön,
Ganz leise durchzugeh'n
Wird gleich notiert und registriert
Und höflich dankend konfisziert!

FRAUEN
Wird gleich notiert und registriert
Und höflich dankend konfisziert!
Pfui, das ist niederträchtig,
Dass hier so was passiert.
Was wir unser'n Männern bringen,
Wird von Euch annektiert!

ENTERICH
Ihr Weiblein, hübsch bedächtig,
Nur nicht gleich räsonniert!
Ich hab' es Euch gesagt:
Alles, was nur verdächtig,
Wird gleich notiert und registriert
Und höflich dankend konfisziert!

FRAUEN
Seht, dort kommen uns're Männer!

MÄNNER und FRAUEN:
Frohes Wiederseh'n, glücklicher Moment!
Endlich schlägt die Stunde, wo man Luft uns gönnt!

FRAUEN
Sehet hier, wir brachten Speis' und Trank!

MÄNNER
Ach, schon lang wir schmachten, habet Dank!

ENTERICH, PIFFKE und PUFFKE
Hat man gut zu trinken, hat man gut zu essen,
Kann man allen Aerger schon vergessen.
Greift nur immer zu und schenket fleissig ein
Von jenem süssen konfiszierten Wein!

MÄNNER und FRAUEN
Frohes Wiedersehn usw.

ALLE
Beim Trinken, Essen fliehet der Verdruss.
Man kann vergessen, dass man brummen muss.
Und kurze Zeit Vergessenheit
Gibt wieder Trost für langes Leid.
Dem flüchtigen Glück, dem Augenblick
Sei dieser Tag geweiht!

CHOR
Geliebte(r) rasch noch diesen Abschiedskuss,
Weil ich (er) jetzt leider wieder brummen muss!
Die kurze Zeit Vergessenheit
Gab wieder Trost für langes Leid!


Lied

1

RICHTHOFEN
Der Teufel soll mich holen,
Ihr müsst es eingesteh'n:
Wir sind im Lande Polen
Durchaus nicht gern geseh'n.
Ich sag's Euch offen ins Gesicht,
An mir liegt dies ganz sicher nicht.
Doch Euch, Euch hat hier niemand gern.
Wisst Ihr, warum, Ihr Herr'n?
Warum?

DIE OFFIZIERE
Warum? Wieso und wie?

RICHTHOFEN
So hört!

OFFIZIERE
Wir bitten - sprechen Sie!

RICHTHOFEN
Ihr Herr'n Ihr könnt wohl tanzen.

OFFIZIERE
Tanzen!

RICHTHOFEN
Reiten!

OFFIZIERE
Reiten!

RICHTHOFEN
Fechten!

OFFIZIERE
Fechten!

RICHTHOFEN
Schiessen!

OFFIZIERE
Schiessen!

RICHTHOFEN
Doch eines, eines könnt Ihr nicht:
Lieben, lieben!

RICHTHOFEN und OFFIZIERE
Lieben!

2

RICHTHOFEN
Doch ein gepflegter Junge,
Der fein ist und galant,
Gewinnt mit kühnem Schwunge
Das ganze Polenland.
Denn hierzuland zählt nicht der Mann,
Hier kommt es auf die Frauen an.
Ihr kriegt die Frauen nie herum.
Wisst Ihr auch wohl, warum?
Warum?

OFFIZIERE
Warum, wieso und wie?

RICHTHOFEN
So hört!

OFFIZIERE
Wir bitten - sprechen Sie!

RICHTHOFEN
Ihr Herr'n, Ihr könnt wohl tanzen usw.


Nr. 2 - Auftrittslied

1

OLLENDORF
Und da soll man noch galant sein
Mit dem schöneren Geschlecht,
Katzenbuckeln, und galant sein,
Spielen den ergebenen Knecht.
Einen Helden, den in Polen
Wie in Sachsen jeder kennt,
Den Wolhynien und Podolien
Nur mit Schreck und Zittern nennt;
Der mit seiner Augen Blitzen
Hat entschieden manchen Krieg,
Dem das Brüllen der Haubitzen
Klingt wie liebliche Musik. - Hat
Diesen Helden, nie geschlagen,
Ueberall hochverehrt,
Durft' ein Weib zu schlagen wagen,
Der Gedanke mich empört.
Die Erinnerung macht mich beben,
Mich so tätlich zu insultieren'!
Doch soll sie etwas von mir erleben,
Meine Rache spüren!
War es denn eigentlich
Gar so fürchterlich, -
Warum ich so schwer gebüsst? Hai
Ach, ich hab' sie ja nur
Auf die Schulter geküsst
Hier hab' ich den Schlag gespürt
Mit dem Fächer ins Gesicht. -
Alle Himmelmillionendonnerwetter, heiliges Kanonenrohr.
Mir ist manches schon passiert,
Aber so etwas noch nicht!

2

Diese bettelstolze Dame
War beleidigt durch den Kuss,
Während das doch nur Reklame
Ihren Reizen machen muss!
Wenn man sonst mich insultierte,
Rächt ich's immer blutig schnell;
Arm und Beine amputierte
Ich wohl zwanzig im Duell.
Ha, ich wüte, schäume, rase,
Dürste nach Satisfaktion,
Und ich schwör's bei dieser Nase,
Sie bekommt noch ihren Lohn! - Ha!
Die Blamage zu verschmerzen
Ich zu lächeln mich zwang,
Doch es kochte Wut im Herzen,
Und das Lächeln, es misslang.
Jammervolle Grimassen schnitt ich,
Nicht zu zeigen, wie mir zu Mut,
Nahm es spasshaft zwar, doch im Innern litt ich…
Mir war gar nicht gut.
Und 's war, wenn den Grund man hört,
Nicht der Rede wert,
Was ihr widerfahren ist. - Ha!
Ach ich hab' sie ja nur
Auf die Schulter geküsst.
Schauderhaft bin ich blamiert,
Alle Welt heut davon spricht,
Mir ist manches schon passiert,
Aber so etwas noch nicht!


Nr. 3 - Auftritts-Duett

ADAM
Die Welt hat das genialste Streben
So miserabel stets gelohnt.

SYMON
Wer immer Pech gehabt im Leben,
Wird endlich die Geschicht' gewohnt.
Mein Geld, das bracht' ich durch aufs beste!

ADAM
Viel Gläubiger liess ich im Stich.

SYMON
Verloren hab' ich Rock und Weste.

ADAM
Verloren hab' manch Liebchen ich!

SYMON
Ich liess die Gläubiger im Stich.

ADAM
Verloren hab' manch Liebchen ich!

SYMON
Doch eines ich noch nicht verlor, den Humor.

ADAM
Den Humor.

SYMON
Und bleibt uns der Humor nur treu,
Ist alles Spielerei.

ADAM
Ob Plackerei und Flegelei,
Ob Frömmelei, Verräterei.

SYMON
Ob Gaunerei, ob Gaukelei,
Ob Quälerei der Polizei.

BEIDE
Ob Prahlerei, Windbeutelei,
Ob Schwärmerei, ob Rauferei,
Aus solchem Chaos bricht der Humor
Dann siegreich hervor;
Wie lichter Sonne Strahl bricht hervor
Der Götterhumor!
Drum einerlei, wo immer es sei,
Bleibt nur Humor uns treu,
So sind wir stets dabei!

OLLENDORF und OFFIZIERE
Es blickt aus diesem Paar uns hervor,
Wie lichter Sonne Strahl bricht hervor
Der Götterhumor!
Drum einerlei, wo immer es sei,
Zur Gaukelei
Sind brauchbar diese zwei!


Nr. 4 - Chor und Ensemble

CHOR
Juchheissa, hurra, die Messe beginnt
Die herrliche Zeit, wo jeder gewinnt
Juchheissa, hurra, die Messe ist da.
Die Stunden der Freude sind nah,
Zu sehen gibt's heute allerlei,
Auch viel Spass ist dabei,
Komödie, Hanswurst, Reiterei,
Andere Schnurrpfeiferei.
Zu finden ist hier auch
Fürs Geld mancherlei.
Das Anschaun hat
Man noch gratis dabei.
Drum suchet und wählet
Nach Eurem Geschmack,
Und kaufet dann brav,
Habt Geld Ihr im Sack.
Bald kommt auch der Rat
Im vollen Ornat, der hohe Senat,
Die Väter der Stadt. -
Herbei nur geschwind, die Messe beginnt,
Wo alles gewinnt.
Juchheissa, hurra, die Messe ist da,
Die Stunden der Freude sind nah!


Nr. 5 - Auftritts-Terzett

PALMATICA, LAURA, BRONISLAWA (mit ONUPHRIE)
Einkäufe machen sollten wir eigentlich.
Recht hübsche Sachen wären hier sicherlich.
Wenn uns're Mittel auch nicht erlauben das,
Müssen die Leute immer doch glauben das.
Kaufen zwar nirgendwo, aber wir tun doch so.
Sagen hier: Ah! Rufen dort: Oh!
Zucken die Achseln verächtlich: So - so!

PALMATICA
Wenn man, wie ich, so hochgeboren,
Zerreisst das ordinäre Schrein
Die fein organisierten Ohren;
Mon dieu, wie klingt das doch gemein!

LAURA
Der Duft von diesem Pack
Ist gar nicht mein Geschmack.
Hier riecht's nach Pöbel sehr,
Mon dieu, wie ordinär!

BRONISLAWA
Schon spür' ich Appetit,
Das sag' ich ungeniert,
Ich glaub', wir haben heut'
Noch gar nicht dejeuniert!

PALMATICA
Den Hunger spürt nur die Canaille
Und nur der Pöbel isst sich satt;
Der wahre Adel hält auf Taille,
Natürlich, wenn er eine hat!

ALLE DREI
Einkäufe machen usw.

2

PALMATICA
Der alte Name, den wir tragen,
Nicht in Jahrhunderten verblich;
Er ist, das will schon etwas sagen,
Bedeutend älter noch als ich!

LAURA
Wo find' ich den Gemahl,
Der würdig meiner Wahl?
Kein and'rer kann mich frei'n,
Es darf ein Fürst nur sein!

BRONISLAWA
Was soll mir Rang und Stand
Und dünnes, blaues Blut?
Ich will nur einen Mann,
Der mir von Herzen gut!

PALMATICA
Gefühl passt nur für Untertanen
Und nur der Pöbel liebt drauf los.
Der wahre Adel hält auf Ahnen,
Auch wenn die Schulden riesengross.

ALLE DREI
Einkäufe machen usw.


Lied

ADAM

1
O wie töricht sind die Leut',
Ein jeder will befehlen heut'.
Keiner will mehr gehorchen gern,
Jeder spielt den grossen Herrn.
Keinem will's in den Kopf hinein,
Dass es ein Glück ist: Diener sein!
Und dass man nur als Herrscher preist
Den Mann, der weiss, was dienen heisst!
(:Mein höchstes Ziel auf dieser Welt
Ist Diener nur zu sein;
Dem Vaterland, den schönen Frau'n
Will ich mein Leben weih'n:)

2
Mancher, der dünkt sich riesengross
Und ist ein armer Knecht doch bloss.
Mancher läuft in Livree herum,
Dem gebührt ein Herzogtum.
Nie ward des edlen Mannes Wert
Durch rechtes Dienen je entehrt.
Und wer nicht kennt des Dienens Kunst,
Der hat von Herrschen keinen Dunst.
Mein höchstes Ziel usw.


Nr. 6 - Ensemble und Lied

OLLENDORF
Das ist der Fürst Wybicki,
Der grosse Millionär.
Er ist, wie man versichert,
Dreizehn Millionen schwer,
Vielleicht noch etwas mehr.
Da kommt der Fürst Wybicki,
Der grosse Millionär.

PALMATICA
Der Mann gefällt mit sehr.

OLLENDORF
Dreizehn Millionen schwer,
Vielleicht noch etwas mehr -

PALMATICA
Das scheint mir durchaus kein Malheur.

BRONISLAWA
Den schweren Millionär,
Ich gönn' ihn Laura sehr.

OLLENDORF
Hierher, mein Fürst, hierher!
Da ist sie, schau'n Sie her!

SYMON
Famos, famos, auf Ehr'!

OLLENDORF
Das ist der Fürst Wybicki,
Der grosse Millionär,
Den ich hier vorzustellen
Mir nehme jetzt die Ehr'
auf die Gräfin deutend
Die Gräfinnen Nowalska!

SYMON
Es ist mir eine Ehr'!
Ich bin der Fürst Wybicki,
Und freu' mich dessen sehr.

PALMATICA, LAURA, BRONISLAWA
Es ist uns eine Ehr'!

OLLENDORF, WANGENHEIM, RICHTHOFEN, HENRICI, SCHWEINITZ
auf einer Seite unter sich
Bravo, bravo,
Es geht ganz famos.
Das Spiel begann,
Gar bald ist's getan.
Es reift unser Racheplan,
Racheplan, Racheplan!
Sie beisst schon an,
Und er rückt heran.
Er scheint ganz der rechte Mann,
Rechte Mann, rechte Mann.

PALMATICA
Lieber Fürst, Sie müssen schon verzeih'n,
Dass wir noch nicht so geschmückt,
Wie's würde schicklich sein,
Wenn uns ein Gast von solchem hohen Rang beglückt.

SYMON
Ach, Gräfin, braucht es Schmuck und Tand?
Schönheit strahlt auch in schlichtem Gewand.

OLLENDORF und OFFIZIERE
Famos, famos,
Superb auf Ehr'!

LAURA
Seh' ich an
Diesen jungen Mann,
Wird mir klar,
Dass ich ihn lieben kann.
Fein ist seine Manier,
Er ist durch und durch ein Kavalier

OLLENDORF und OFFIZIERE
Das Spiel begann usw.

OLLENDORF
Mach nur, dass sie dich liebt,
Ich steh' für alles ein.
Dass sie den Trug vergibt,
Lass meine Sorge sein!
Nur Mut,
Spiele gut!

SYMON
Ja, schöne Frau, ich muss gesteh'n,
Man hat es wirklich schwer.
Ich suchte lang umher;
Das Schönste wollte ich erspäh'n,
Zu Land und auf dem Meer.
Nun suche ich nichts mehr.

OLLENDORF
Gefesselt ist er hier allein.

Die GRÄFINNEN
Man kann nicht liebenswürdiger sein!

OLLENDORF
Sie gehen alle auf den Leim.

OLLENDORF und OFFIZIERE
Bravo, bravo,
Es geht ganz famos.
Das Spiel begann usw.

LAURA
Ah, ah, seh' ich ihn an
Den jungen Mann,
Ah, ah, das wäre mein Galan.

BRONISLAWA
Seh' ich an
Diesen jungen Mann,
Wird mir klar, dass ich nur lieben kann,
Wer dies Herz gewann,
Nur wer dieses Herz für sich gewann!

PALMATICA
Dieser Goldfasan,
Das wär' der rechte, der rechte Mann.
Ja, dieser Goldfasan,
Das wär' der rechte, der rechte Mann!

SYMON
Ich trieb sehr viel Geographie,
Psychologie, Ethnographie.

ALLE
O welche Phantasie!

SYMON
Oh, hören Sie erst, wie:

1
Ich knüpfte manche zarte Bande,
Studierte die Pariserin,
Die schönsten Frau'n im Sachsenlande,
In Deutschland, Ungarn und in Wien.
Ich kenn' der Frauen Reiz im Süden,
Neapel, Rom, Florenz, Madrid,
Drang auch bis zu den Pyramiden,
Nahm Afrika zum Teil noch mit!
Hab' an des Ganges Strand gesessen
Und tauschte dort gar manchen Kuss.
Ich liebelte bei den Tscherkessen
Mit schönen Frau'n des Kaukasus.
Noch schöner schien mir die Kreolin,
Doch all die Schönheit schnell verbleicht,
Wenn man dagegen hält die Polin -
Der Polin Reiz bleibt unerreicht!

2
Die Polin hat von allen Reizen
Die exquisitesten vereint;
Womit die andern einzeln geizen,
Bei ihr als ein Bukett erscheint.
Die Nase hat sie griechisch-römisch,
Glutaugen von der Spanierin,
Der üpp'ge Mund ist slawisch-böhmisch,
Und lieblich wienerisch das Kinn.
Von der Pariserin das Füsschen,
Und von der Britin die Figur,
Von allem Reizenden ein bisschen,
Doch immer grad' das Beste nur.
Sie borgt sogar von der Mongolin
Etwas Pikanterie vielleicht -
Und g'rade dadurch wird die Polin
Von keinem andern Weib erreicht!

ALLE
Und g'rade dadurch wird die Polin
Von keinem andern Weib erreicht.


Nr. 7 - Finale

PALMATICA
Hat ihn schon!
Du bist die Seine,
Er ist der Deine,
Ja, ist es wahr? Versteh' ich recht?

LAURA
Ich bin die Seine.

SYMON
Sie ist die Meine!

BRONISLAWA
Wie? Was? So rasch?

OLLENDORF
Das geht nicht schlecht!
Er ist der Ihre,
Ich gratuliere,
Ist also einig schon das Paar?

OFFIZIERE
Wie? Schon die Ihre?

SYMON
Ja, ich marschiere
Gern im Sturmschritt, das ist wahr!

LAURA
Ja, die Seine!

SYMON
Ach, die Meine!

PALMATICA, BRONISLAWA, OFFIZIERE
Er der Ihre, Gratuliere!

SYMON
Sie die Meine!

BRONISLAWA
Schon die Seine!

PALMATICA
Ich stolziere!

BRONISLAWA und OFFIZIERE
Gratuliere!

SYMON
Ich, der Ihre,
Deklariere:
Wir sind einig ganz und gar!

OLLENDORF
Lasst beim Weine
Im Vereine.
Leben hoch das junge Paar!

LAURA, BRONISLAWA, PALMATICA
Er ist der Meine (Deine),
Ich (du) bin (bist) die Seine.
Ganz überraschend kam's fürwahr!
Er (Sie) ist die Meine (die Deine),
Und im Vereine
Bringt alles frohe Wünsche dar.

SYMON
Ich bin der Deine,
Du bist die Meine,
Wie, ist's denn wahr?
Ja, es ist klar
Und offenbar,
Wir sind ein Paar!

WANGENHEIM
Oh, die Feine,
Fing ihn schnell fürwahr.

OLLENDORF und OFFIZIERE
Sie wird die Seine,
Sie traut dem Scheine,
So wär' gelungen schon das eine.
Ja, es ist klar,
Sie sind ein Paar,
Das ging sehr schnell fürwahr.

ALLE
Er ist der Ihre usw.

ROY
Ich serviere,
Aufzuwarten,
Vor der Türe,
Auch im Garten,
Wo den Damen es gefällt.

OLLENDORF
Das Diner, das ich bestellt!

SYMON
Jammermensch, wie kannst du's wagen,
Solchen Quark zu bieten hier?
Nur das Beste aufgetragen!
Nichts ist heut zu teuer mir!
Nichts! Nichts!
Fort! Fort damit! Hinweg! Hinaus!
Meinen Auftrag führe aus!
Das Diner muss superfein,
Solchen Tages würdig sein!
Zeig uns, was dein Haus enthält,
Wie die Keller sind bestellt!

OLLENDORF
Und das alles für mein Geld! Hui!

OFFIZIERE
Element, das kostet Geld!

SYMON
Ich der Ihre,
Heut traktiere
Ich mit Wonne eine Welt!
Invitiere,
Arrangiere
Alles, wie es mir gefällt!

OLLENDORF
Aber alles für mein Geld!

RICHTHOFEN
Lasst den Wein in Strömen fliessen,
Alle sollen froh geniessen
Und sich ihres Glückes freu'n,
Weil's dem Fürsten so gefällt,
Sollen alle lustig sein!

OLLENDORF
Aber alles für mein Geld!

OFFIZIERE
Element, das kostet Geld!

SYMON
Die ganze Messe lad' ich zum Mahle,
Ich bezahle, ich bezahle!
Freunde, schonet nicht das Geld,
Ich bezahle, was bestellt!

OLLENDORF
Alles nur mit meinem Geld!

SYMON
Ha, nichts ist zu kostbar, nichts zu schön!
Ich will mein Bräutchen heiter seh'n
Will beglücken alle Welt.
Ach, vielleicht wird über Nacht
All der Pracht ein End' gemacht!

OFFIZIERE
Die Geschichte kostet Geld! Hui!

LAURA
Welch edler Kavalier!
Wie seine Grossmut mir gefällt!

OLLENDORF
Doch kostet's schweres Geld!

ALLE
Ein Hoch dem jungen Paar!

SYMON
Wie Tränenperlen
Diese Augen hold verklären!
Ob sie das Glück gebar,
Lass, Teure, mich jetzt hören!

LAURA
Ein vaterländisch' Lied
Soll dich die Deutung lehren!

ALLE
So ist es recht, lasst hören!
Ein vaterländisch' Lied lasst hören!

SYMON
Höchste Lust und tiefstes Leid -
Die Träne macht euch ähnlich beid'!
Den Schmerz, das Glück,
Sie strahlt's zurück,
So hell und rein
Im Widerschein;
So kann Freude
Gleich dem Leide,
Lust und Pein
Sich ähnlich sein!

LAURA
Doch wenn's im Lied hinaus dann klinget,
La, la, la, la!
Wenn jubelnd sich's zum Himmel schwinget,
La, la, la, la!
Macht schnell die Weise offenbar,
Dass sel'ges Glück sie nur gebar,
In andern Tönen klagt wohl Leid,
Diese atmen Lust und Freud!
Wenn im ros'gen Schimmer Morgenboten strahlen,
Wenn nach düstrer Nacht der junge Tag erglüht,
In bunter Farbenpracht sich Tal und Höhen malen,
Schwingt zum Aether sich der Lerche Jubellied,
Das klaget nimmermehr von Leid und Traurigkeit,
Es kündet nichts als Lust und wahre Seligkeit!
Ja, wenn im Lied hinaus es klinget,
la, la, la, la!
Wenn jubelnd sich's zum Himmel schwinget,
la, la, la, la!
Macht schnell die Weise offenbar,
Dass sel'ges Glück sie nur gebar.
In andern Tönen klaget Leid,
Diese atmen Lust und Freud!
Lasst die Lieder klingen,
Kunde bringen,
Lasst sie verraten laut,
Dass glücklich hier die Braut!
Jeder Ton
Spricht davon,
Ah! - Ah!
Jeder Laut
Sagt's vertraut!
Hell dann, wie Glockenklang,
Schallet der Jubelsang,
Wenn im Lied hinaus es klinget,
la, la, la, la!
Wenn jubelnd sich's zum Himmel schwinget,
la, la, la, la!
Wird durch diese Weise offenbar,
Dass sel'ges Glück sie nur gebar.
In andern Tönen klagt wohl Leid,
Diese atmen nur Freud!

CHOR
Lasst froh hinaus das Lied nun klingen,
Trallala, trallala, la!

BRONISLAWA
Hört doch, was soll das sein?

RICHTHOFEN
's ist unsere schöne neue Regimentskapelle,
Die ich hieher hab' kommandiert,
Damit zur Messe und zum Feste
Sie sich produziert.

CHOR
Bei solchem Feste,
Tun wir das Beste
Mit Trommeln und Trompetenschall,
Es ist willkommen überall.
Wenn wir erscheinen
Zuckt's in den Beinen,
Von unserm Tschindra gepackt
Marschiert das Volk im Takt!

RICHTHOFEN
Ich schlag' in die grosse Trommel fest hinein,
Dann wird aus Rand und Band gleich alles sein.
Sie ist mein Lieblingsinstrument
Und macht Radau, potz Himmelsapperment!
Nur zu, immer fest hinein,
Das muss sein.
Und jeder Mann,
Spiel so laut er kann.
Auf's Piano sind sie nicht einstudiert,
Nur fest, nur forte musiziert!
Bei solchem Feste usw.

OLLENDORF
Für Euren Eifer sollt belobet Ihr sein,
Sollt Euch mit allen hie der Freude nun weih'n!

LAURA
Freudenvoll das Herz mir schlägt,
Seh' rings ich alles lustbewegt,
Und wenn im Lied hinaus es klinget,
Trallala, la!
Wenn jubelnd sich's zum Herzen schwinget,
La, la, la, la!
Macht schnell die Weise offenbar,
Dass sel'ges Glück sie nur gebar,
In andern Tönen klagt wohl Leid,
Diese atmen Lust und Freud.

CHOR und ENSEMBLE
Und wenn im Lied hinaus es klinget usw.

Bei solchem Feste usw.

ZWEITER AKT

Salon im Palais Nowalska - Familienbilder
Im Hintergrund Tür mit Ausblick in eine Halle


Nr. 8 - Terzett

PALMATICA, LAURA, BRONISLAWA, ZOFEN
Einen Mann hab' ich (hat sie) gefunden,
Oh, welch' langersehntes Glück,
Alle Schatten sind entschwunden
Vor dem hellen Sonnenblick.
Seht, wie sich das Glück gewandt!
Nun heisst's Toilette machen,
Da der Fürst so schöne Sachen
Mit den Zofen uns gesandt.

BRONISLAWA
Man kann sich sehen lassen.

PALMATICA
Wird denn auch alles passen?

LAURA
Kaum kann ich mich noch fassen.

ALLE DREI
Einen Mann hab' ich (hat sie) gefunden,
O langersehntes Glück,
Alle Schatten sind entschwunden
Vor dem hellen Sonnenblick.

BRONISLAWA
Das schöne, neue Kleid
Ist zwar ein wenig weit,
Doch ist mir das g'rad recht,
Weil ich viel essen möcht'!
Spiegel her - lasst doch seh'n!
So ist's recht - so wird's geh'n!

LAURA
Zofen, kommt - all' zu mir!

BRONISLAWA
Zofen, bleibt - bleibt bei mir!

ZOFEN
Bitte!

PALMATICA
Zofen, he! - Helft erst mir!

ZOFEN
Bitte!

PALMATICA, LAURA, BRONISLAWA
Es wird schon geh'n, macht es auch Plag',
Nichts ist zu schön für diesen Tag.

ZOFEN
Bitte! - Bitte!

PALMATICA
Dies neue Prachtgewand
Mich leider etwas spannt,
Ist reichlich enge mir
Und drückt mich hier und hier.
Macht es zu, doch gebt acht,
Dass es nicht platzt und kracht!

ZOFEN
Bitte! - Bitte! - Bitte!

LAURA
Dies Kleid steht mir so gut
Wie keines je vorher,
Es passt vor allem sehr
Zu meinem blauen Blut.
zu den Zofen
Spiegel her, lasst mich seh'n;
Dass ich jung, - dass ich schön!

BRONISLAWA
Zofen, kommt - all' zu mir!

LAURA
Zofen, bleibt - bleibt bei mir!

PALMATICA
Zofen, he! - Helft erst mir!

PALMATICA, LAURA, BRONISLAWA
Es wird schon geh'n, macht es auch Plag',
Nichts ist zu schön für diesen Tag!

ZOFEN
Bitte! - Bitte!

PALMATICA
Ja, Kinder, folget immer meinen weisen Lehren,
Dann werdet ihr des wahren Glückes nie entbehren.
Und wenn es je trotzdem geschäh',
Dass in der Eh' etwas entsteh' -

LAURA
Schon gut, Mama, ich weiss es ja,
Mach' Ihrer Lehr', ganz sicher Ehr'! - Ah!
Die Eh' macht dann erst Spass der Frau,
Gehorcht der Mann genau
Auf jeden Wink, und deshalb wird
Er hübsch dressiert, dass er pariert.
Zeigt man gleich anfangs Energie
Und scheuet nicht die Müh',
Erreicht man bald das schönste Ziel,
Gewonnen ist das Spiel!
Wenn man ihm in schwachen Stunden
Klug die Flügel hat gebunden,
Ist er auch zu and'rer Zeit,
Nachzugeben gleich bereit.
Man beginnt mit süssem Schmeicheln,
Sanften Bitten, Demut heucheln:
Liebes Männchen, sei so gut!
Dann fehlt ihm zum "Nein" der Mut.
Doch will Widerspruch er wagen,
So beginnt man leis' zu klagen,
Nimmt dann Tränen noch hinzu
Und lässt ihm keine Stunde Ruh'.
Beugt er noch nicht seinen Willen,
Jammert man nicht mehr im stillen,
Fängt zu schrei'n, zu toben an
Und zerschlägt das Porzellan.
Wirft den Spiegel dann in Trümmer,
Fällt in Krämpfe, ruhet nimmer,
Bis die Ohnmacht kommt zuletzt.

PALMATICA, BRONISLAWA
So wird alles durchgesetzt.

LAURA
Ah, die Eh' macht dann erst Spass der Frau,
Gehorcht der Mann genau
Auf jeden Wink, und deshalb wird
Er hübsch dressiert, dass er pariert.

ALLE DREI
Die Eh' macht dann erst Spass der Frau,
Gehorcht der Mann genau
Auf jeden Wink, und deshalb wird
Er anfangs gleich dressiert!


Nr. 9 - Duett

ADAM
Durch diesen Kuss sei unser Bund geweiht
Für alle Zeit - fest gefasst ist mein Entschluss!

BRONISLAWA
O schweigt - ich ging zu weit!

ADAM
Wie, wär dir's leid?
Still, lass uns noch verschweigen,
Was uns erfüllt mit Glück.
Kein Laut mag davon zeugen,
Verraten soll's kein Blick!

BRONISLAWA
Die Blumen werden's verraten,
Mit denen ich geschmückt;
Da du umarmt mich hieltest,
Hast du sie arg zerdrückt!

ADAM
Die Blumen dienten immer
Dort, wo Lieb' Gewährung hofft;
Es trug ihr bunter Schimmer
Verschwiegene Botschaft oft.
Durch sie wird kein Verrat entsteh'n.

BRONISLAWA
Noch weiss ich kaum, wie's konnt' gescheh'n!

ADAM
Mit der Liebe Fessel binden.
Lasse innig dich an mich.
Dass sie fest, sollst du empfinden,
Doch nicht drücken soll sie dich!
Nur das eine bitt' ich dich:
Liebe mich, liebe mich!

BRONISLAWA
Schau mir nicht ins Aug' so lange,
Schau mich nicht so innig an.
Vor dem Zauber wird mir bange,
Dem ich nicht entzieh'n mich kann!
Nur das eine fühle ich:
Lieben muss ich dich!

BEIDE
Halte fest in Sturmeswehen,
Wenn Gefahren uns bedräu'n!
Was auch mag entgegenstehen,
Ich will stark und mutig sein.
Nur das eine bitt' ich dich:
Liebe mich - Liebe mich!



ADAM
Bald naht die frohe Stunde,
Da sag' ich ihr, wer ich bin,
Und tret' als Herzog Adam
Vor die strahlende Liebste hin.
Dann heb' ich sie als Herzogin
Empor zu mir auf mein Pferd.
Ja, solch hoher Kampfpreis
Ist den Einsatz des Lebens wert!
Gekommen ist die Zeit,
Die Freunde steh'n bereit;
Vorbei des Wartens Qual:
Bald geb' ich das Signal!
Da tönt mein Horn in der stillen Nacht, trara, trara!
Von seinem Rufe das Volk erwacht, trara, trara!
Und immer lauter es rings erschallt,
Durchbraust das Land mit Sturmgewalt.
Trara! strömt es herbei,
Und es erfüllet die Lüfte mit Jubelgesehrei!
Wohlauf zum Kampf, wohlauf zur Tat!
Eilet herbei, der Freiheit Stunde naht.
Die Fahne trag ich euch voran;
Folget mir nach auf kühner Bahn!
Wohlauf zum Kampf, wohlauf zur Tat!
Eilet herbei, der Freiheit Stunde naht,
Und keiner bleibt da feig zurück,
Gilt es der Heimat und der Liebe Glück!


Nr. 10 - Duett

SYMON
Soll ich reden? Darf ich schweigen?
Teuer ist jetzt guter Rat.
Ach, ich bin durch ihre Liebe,
Halb beglückt, halb desparat.

LAURA
Welch ein Seufzer bang und schwer!
Rede doch, was ist gescheh'n?

SYMON
Wenn sie nur so hübsch nicht wär',
Ach, dann würd' es leichter geh'n!
Soll ich reden? Darf ich schweigen usw.

LAURA
Er hat etwas zu verschweigen,
Ja, das seh' ich in der Tat!
Doch ich will nicht Neugier zeigen,
Denn das wär' undelikat.

SYMON
Ich möcht etwas fragen dich.

LAURA
Gern geb' ich Antwort dir, so sprich!
So sprich! So sprich!

SYMON
Ich setz' den Fall,
Ich wär' durchaus nicht hochgeboren,
Ich setz' den Fall,
Ich hätte Geld und Gut verloren,
Ich setz' den Fall, '
Dass meine Herkunft ordinär,
Ich setz' den Fall,
Dass ich ein Vagabund nur wär',
Ich setz' den Fall,
Dass von Millionen keine Spur,
Ich setz' den Fall,
Dass alles dieses Schwindel nur -
Geliebte! Geliebte!
Könntest du das je verzeih'n?
Ich setz' nur den Fall.

LAURA
Was fällt dir ein?
Ach! Und wärst du arm, träfe dich Schmach,
Wahre, inn'ge Liebe, sie fragt nicht danach!
Nicht lockt mich Reichtum, prunkender Schein,
Ich will dein Herz nur allein!

SYMON
Und doch - kam es zuweilen vor,
Dass sich die Liebe dann verlor.

LAURA
Nein! Und wärst du arm usw.

SYMON
Welch süsse Lust
Hebt meine Brust.
Innige Liebe bedeckt meine Schmach,
Nicht lockt dich Reichtum, prunkender Schein,
Nein, du willst nur mein Herz allein!

LAURA
Auch ich möcht' etwas fragen dich.

SYMON
Gern geb' ich Antwort dir, so sprich!
So sprich! So sprich!

LAURA
Ich setz' den Fall,
Es kämen and're schöne Frau'n,
Ich setz' den Fall,
Du würdest gern nach ihnen schaun,
Ich setz' den Fall,
Es lacht dich eine zärtlich an,
Ich setz' den Fall,
Wirst du auch widerstehen dann?
Ich setz' den Fall,
Dass meine Wangen einst verblüht,
Ich setz' den Fall,
Dass einst die Zeit drauf Furchen zieht.
Geliebter! Geliebter!
Wirst du treu mir dann noch bleiben?
Ich setz' nur den Fall.

SYMON
Was fällt dir ein?
Ha, dich nur lieb' ich so inniglich,
Dir will ich leben, für dich sterbe ich.
Treu schlägt dies Herz in meiner Brust,
Teile mit dir Schmerz und Lust!

LAURA
Nun denn, es kam zuweilen vor,
Dass sich die Liebe dann verlor!

SYMON
Nein, dich nur lieb' ich so inniglich usw.

LAURA
Wie bebt die Brust
Vor Liebeslust!
Dir will ich leben, für dich sterbe ich!
Treu schlägt dies Herz hier in meiner Brust.
Mit dir teil' ewig ich Schmerz und Lust.


Duett

RICHTHOFEN
Warum sich lang besinnen?
Nur frisch drauf los, aufs Ziel!
Als Mann ist man verwegen
Und wagt ein hohes Spiel.
Wie auch die Würfel fallen,
Man. schickt sich eben drein,
Und sagt sich, wenn es schief geht,
Es wird so schlimm nicht sein!

SYMON
Das sind mir schöne Lehren,
Mein kecker, junger Wicht,
Erspart Euch Eure Weisheit,
Bei mir verfängt sie nicht!
Wer so frivol kann denken
Und solche Reden führt,
Der hat, Ihr dürft mir's glauben,
Die Liebe nie gespürt;
Dies Herz entbrennt in reiner Glut,
Ich weiss, wie wahre Liebe tut!

RICHTHOFEN
Ist's Euer Ernst?

SYMON
Ich schwör's -auf Ehr'!

RICHTHOFEN
Bei Gott, ich kenne Euch nicht mehr!
Ich hab' Euch stets betrachtet
Als fröhlichen Kumpan,
Dass Ihr jetzt seufzt und schmachtet,
Was ist denn schuld daran?

SYMON
Ja, mich bezwang der Liebe Macht!

RICHTHOFEN
Das hätt' ich nie von Euch gedacht!

SYMON
Begreift Ihr jetzt?

RICHTHOFEN
Vielleicht!

SYMON
So wisst:
Nur treue Liebe glücklich ist.
Ihr meint, die Lieb' sei blosse Spielerei,
Ihr lacht und küsst und denkt Euch nichts dabei.
Doch ach, gar schnell verrauschet der Genuss,
Und was Euch bleibt, ist nur der Ueberdruss.
Doch wer wie ich aus reinem Herzen liebt,
Der weiss, dass es nur eines gibt:

RICHTHOFEN
Ich halt' die Lieb' für blosse Spielerei,
Ich lach' und küss' und denk' mir nichts dabei.
Mag sein, gar schnell verrauschet der Genuss,
Mag sein, was bleibt, ist nur der Ueberdruss;
Vielleicht, wer so aus reinem Herzen liebt,
Der weiss, dass es nur eines gibt:

BEIDE
Treu und beständig will ich sein,
Nur ihr allein mein Herze weih'n.
Selbst Tod und Verderben uns nicht entzweit,
Ihr will ich gehören in Ewigkeit!


Nr. 11 - Ensemble

PAGEN und DAMEN
Glückliche Braut, dir strahlet hell das Leben,
Schon naht der Mann, dem du ergeben,
Seht uns bereit, zu geben Euch Geleit.
Der Bund wird geweiht für alle Zeit!

SYMON
Was wird geschehn? Wie wird das geh'n?
Kaum trau ich mich, sie anzuseh'n!

OLLENDORF
Befällt Euch Angst so nah am Ziel?

SYMON
Das nicht - doch wird mir etwas schwül!
Sie nickt mir zu! Hat sie gelesen,
Wer, was und wo ich einst gewesen?

OLLENDORF
Gewiss!

PALMATICA
Herr Schwiegersohn!

ADAM
Nur Mut!

SYMON
Jetzt geht es schief!
Ein Wort! Las Laura meinen Brief?

PALMATICA
Natürlich!

SYMON
Dann ist alles gut!
Geliebte, kannst du mir verzeih'n?

LAURA
Was hätt' ich wohl dir zu verzeih'n?
Ich will dein Herz, nur dein Herz allein!

SYMON
Oh, wie mich deine treue Liebe glücklich macht!

OLLENDORF und OFFIZIERE
Ihr habt die Rechnung ohne uns gemacht!
Was ich (er) ersann, gar bald ist's getan,
Es reift unser Racheplan,
Racheplan, Racheplan!
Er wird ihr Mann, blamiert ist sie dann
Und wahrlich sehr übel dran,
Übel dran, übel dran!

OLLENDORF
Jagt sie dann hinaus den Mann,
Biet' ich mich als Tröster an!

SYMON
Wohlan!

ALLE
Glückliche Braut, dir strahlet hell das Leben usw.


Nr. 12 - Couplet

OLLENDORF

1
Seit ich als Feldherr tätig,
Ist mir der Kriegsgott gnädig;
Seit mehr als zwanzig Jahren
Treib' ich den Feind zu Paaren.
Nur manchmal, wenn die Feigen
Mir ihre Zähne zeigen,
Dann krieg' ich Nasenstüber,
Schwamm drüber!

2
Der wahre Völkerfrieden
Ist endlich uns beschieden;
Mit Krieg und Kriegsmaschinen
Ist nichts mehr zu verdienen;
Die Industriemagnaten
Sind arg in Not geraten.
So was von Friedensfieber!
Schwamm drüber!

3
So manchen deutschen Grafen
Lässt Grossmama nicht schlafen.
Zwar war sie gut bei Kasse,
Doch leider fremd von Rasse.
Dies ist ihm heut' sehr peinlich,
D'rum denkt der Graf wahrscheinlich:
'ne arische wär' mir lieber -
Schwamm drüber!


Nr. 13 - Finale

CHOR
Klingel, Feierglocken, klinget,
Hallend in die Ferne dringet!
Und die Freudenkunde bringet,
Dass vereint sie am Altar.
Lasst in unsere Jubelsänge
Mischen sich die Feierklänge,
Freudenrufe, Festgedränge,
Gebt Geleit dem edlen Paar!

OLLENDORF
Sie sind vereint, es ist gescheh'n,
Bald wird der Spass zu Ende geh'n,
Seht nur auf mich,
Und macht's wie ich,
Das Weitere findet sich.
Still, da sind sie schon!
Zur Gratulation!

OFFIZIERE
Zur Gratulation!

OLLENDORF und OFFIZIERE
Wir gratulieren dem holden Paar!

SYMON
Sie sind zu gütig!

OLLENDORF und OFFIZIERE
Wir bringen freudig den Glückwunsch dar.

SYMON
Ich bitte sehr!

OLLENDORF und OFFIZIERE
Das Glück soll dauern bis hundert Jahr
Und noch darüber unwandelbar!

SYMON
Ich bin nun glücklich, nichts fürcht' ich mehr.

OLLENDORF und OFFIZIERE
Über Euch lache der Himmel klar,
Über Euch wache der Engel Schar,
Wende vom Haupte jede Gefahr.
Wir meinen's ehrlich, aufrichtig, wahr.
Vivat, hoch das junge Paar!
Auf immerdar.
Wir gratulieren.

CHOR
Wir gratulieren usw.

OLLENDORF
Der Pole trinkt galant
Champagner aus seiner Dame Schuh,
Weil's Sitte hier zu Land',
Trink' aus dem Schuh der Braut ich Euch zu.
Und wer den Schuh zum Munde führt,
Eine Strophe dazu improvisiert!

ALLE
Wohlan, Wohlan!
Der Rundgesang fängt an!
Trink' uns zu! Trink' uns zu!
Aus der Schönen kleinem Schuh!
Und berauscht bist du im Nu!

1
OLLENDORF
Wo ist der Pokal,
Er sei von Kristall,
Von Silber, von Gold,
Wie dieser so hold!
Das Füsschen ist fein,
Der Schuh dazu klein.
Nicht viel geht hinein,
Drum schenkt öfter mir ein!

ALLE
Trink' uns zu usw.

2
SYMON
Wär' drinnen statt Wein
Nur Wasser ganz rein,
Berauscht würd' ich sein
Vom Schuh nur allein!
O Zaubergenuss,
Mir ist jetzt, als muss
Ich drücken den Kuss
Auf den reizenden Fuss!

3
RICHTHOFEN
Von Schuhen, fürwahr,
Gab's immer ein Paar.
Soll dieser allein
Hier ledig nur sein?
Er, sagt mir, warum?
Geht einer nur um?
So schafft mir herbei
Denn doch wenigstens zwei!

ALLE
Trink' nur zu usw.

4
WANGENHEIM
Es hat den Pokal
Für dies Bacchanal
Ein Schuster gemacht,
Wer hätt' das gedacht?
Doch nahm er das Mass
Zum Füsschen allein,
Und leider vergass
Er das Mass für den Wein!

ALLE
Trink' uns zu usw.

DAMEN und HERREN
Wohl ist hier zu Land'
Die Sitte bekannt,
Man fülle galant
Den Schuh bis zum Rand
Chacun à son goût!
Und raubt Euch die Ruh'
Ein Schluck aus dem Schuh,
Glu, glu, glu, immerzu.

ALLE
Trink' uns zu usw.

SYMON
Und nun frischauf zum Tanz,
Nun stellt euch in Reih'n!


Ballett

Szene

ENTERICH, PIFFKE, PUFFKE, CHOR
Heidahi, Heidaha!
Sind wir auch nicht invitiert,
Heidahi, Heidaha!
Das hat uns noch nie geniert!
Wir nehmen das nicht so genau,
Raubidibau, raubidibau!
Wir nehmen das nicht so genau,
Raubidibau - bidibau!

LAURA
Was gibt's, was soll das Singen?

PALMATICA
Man sehe, wer ist da!

OLLENDORF
Nur ganz spezielle Freunde
Vom Bräutigam sind da!

ALLE
Was ist das, was geschah?

ENTERICH, PIFFKE, PUFFKE, CHOR
Heidahi, heidaha usw.

ENTERICH
Entschuld'gen Sie, ich bin der Redner.
Verzeihen Sie - drum rede ich.
Die Herren sind lauter Vagabunden
Und ich, ich heisse Enterich!
Für den Kollegen, der nu äben
Sein Glück gemacht, ganz schauderhaft,
Soll dies Bukett ich übergeben
Im Namen der Genossenschaft!

PIFFKE, PUFFKE, GEFANGENE
Heidahi, heidaha usw.

SYMON
Was soll ich jetzt beginnen?

PALMATICA, LAURA, BRONISLAWA, GESELLSCHAFT
Ja, sind wir denn von Sinnen?

LAURA
Wem gilt der Aufzug, sagt mir, wem?

ENTERICH
Ei nun, wem anders denn als dem?
Symon ist's, der Bettelstudent,
Der Vagabund, den jeder kennt!

OLLENDORF und OFFIZIERE
Vor Zorn und Scham die Wange ihm brennt.

CHOR
Die Sache nimmt ein böses End'!

OLLENDORF
Vergönnt mir nur ein Wort!
Der Wahrheit geb' ich die Ehre,
Obwohl mit grossem Schmerz,
Dass dieser Fürst Wybicki,
War nur ein kleiner Scherz!

OFFIZIERE
War nur ein kleiner Scherz!

OLLENDORF
Die schönen Kleider sind geborgt,
Das Geld von mir besorgt,
Damit er, also ausstaffiert,
Bei Damen reüssiert!

LAURA
Wie, hab' ich recht gehört?

ALLE
Die Schmach ist unerhört!

LAURA
Den Ohren trau' ich kaum.

ALLE
Ist's Wirklichkeit, ist's Traum?

SYMON
Und der Brief, den ich geschrieben?

OLLENDORF
Ist unbestellt geblieben!

LAURA
O pfui, o pfui! Ganz unerhört ist der Skandal!

ALLE
O pfui, die Schande! Pfui, solche,Schmach
War noch nicht da, ganz unerhört
Ist der Skandal - pfui!

SYMON
Was beginn' ich nun? Was ist da zu tun?

OLLENDORF
Hahaha!
Wir steh'n gerächt nun da!
Zum allgemeinen Gaudium
Hab' Ich dies arrangiert! - Warum?
Ach, ich hab' sie doch nur
Auf die Schulter geküsst,
Und der Schlag mit dem Fächer
Vergolten nun ist!

ALLE
Ach, er hat sie doch nur usw.
Rasch ging die Freude zu End' -
Nur ein Bettelstudent!
Das ist impertinent!
Welch unerhörter Skandal,
Er bleibt nun ihr Gemahl,
Die Schmach ist kolossal.
Ach, er hat sie doch nur usw.
Nun ist zu End' der stolze Wahn,
Gerächt, was sie ihm angetan.
Gelungen ist der Racheplan!

DRITTER AKT

Nr. 14 - Entreact

Nr. 15 - Introduktion

CHOR
Lumpen, Bagage, Bettelstudent!
Solche Blamage sei euch vergönnt!
Ach, diese Damen taten so dick
Mit noblen Namen, mit hohem Glück! -
Doch wie die Sachen hier eben stehen,
Muss man mit Lachen nach Hause geh'n! Ha, ha!
Ach, er hat sie ja nur auf die Schulter geküsst,
Doch der Schlag ins Gesicht, er ist nun schwer gebüsst.
Hahaha! - Hahaha!

BRONISLAWA
1
Der Fürst soll nur ein Bettler sein,
Vorbei der stolze Traum.
Dort drinnen jammern sie und schrei'n,
Und mich, mich rührt es kaum.
Das Schicksal stört ja oft die Ruh,
Bevor man's ahnt und denkt;
Ein Umstand aber kommt dazu,
Der mich besonders kränkt!
's ist schlimm, dass diese Störung
So g'rad' vor Tisch geschieht.
Da kommt zum Seelenleide
Auch noch der Appetit!

2
Mein Liebster ist, ich weiss es nicht,
Vielleicht auch in Gefahr.
Doch eine inn're Stimme spricht:
Er liebt mich treu und wahr.
Und speis' ich einst an seiner Seit',
Ist all mein Wunsch gekrönt;
Schon hab' ich mir seit längerer Zeit
Das Essen abgewöhnt.
Wenn jetzt auch süsse Triebe
Beglücken das Gemüt,
Es raubte mir die Liebe
Noch nie den Appetit!

3
Ja, mit der Lieb' ist's wunderlich,
Und süss ist wohl ihr Kern.
Man sagt doch auch: Ich habe dich
Direkt zum Fressen gern.
Mir ist sie zwar noch kaum bekannt,
Doch bilde ich mir ein,
Es wird mit ihr g'rad' so bewandt
Wie mit dem Essen sein.
Ja, will man's recht ermessen,
Ist gar kein Unterschied:
Auch hier kommt wohl beim Essen,
Erst recht der Appetit!
ab


Nr. 16 - Couplet

SYMON
1
Ich hab' kein Geld, bin vogelfrei,
Will aber nicht verzagen.
Du, Jugendleichtsinn, steh' mir bei,
Mein Schicksal zu ertragen.
Blas' ich schon Trübsal, sapperment,
Tu ich's in bester Laune,
Und zwar auf jedem Instrument,
Sogar auf der Posaune!
Trotz allem Pech ein lustig' Lied:
So, Schicksal, hau nur zu!
Wir wollen seh'n, wer früher müd',
Ich oder du!

2
Hurra, der Leichtsinn lebe hoch!
Trotz sorgenschwerem Herzen
Lehrt uns der wahre Leichtsinn noch
Mit unserm Unglück scherzen.
Kein Obdach, kein Kredit, kein Geld!
Es ist zum Teufelholen!
Ach, was der Freund sagt, sei ein Held!
So retten wir denn Polen!
Trotz allem Pech usw.


Lied

LAURA
Wie konnte das gescheh'n?
Verraten steh' ich hier;
Vor Scham muss ich vergehn,
Das Herz, es bricht mir schier!
Wie blühte mir der Tag
So heiter und so schön,
Und nun mit einem Schlag
Musst' alle Lust vergeh'n!
Von allen jetzt verlacht,
O Gott, ich fass es kaum,
Wie bin ich aufgewacht
Aus meinem holden Traum!
Nur ein Traum war all mein Glück,
Leid und Trauer blieb zurück;
Wie liegt so fern jene Stund',
Da geküsst mich sein Mund,
Da er kam und sein starker Arm
So warm an die Brust mich nahm.
Aber nun bin ich, ach, ganz allein
Und verzehr' mich in Liebespein.
Du, mein Geliebter, bleibe mein,
Will immerdar dein eigen sein;
Spür' deiner Küsse heisse Glut
Noch immer erregend im Blut.
All meine Sehnsucht ruft nach dir,
Höre mein Flehen, komm zu mir!
Doch ach, vergebens klagt's durch den Raum,
Vorbei der schöne Traum!
Ach! Nur ein Traum usw.
O sel'ge Pein!


Nr. 17 - Ensemble

OLLENDORF
Still, man kommt!

PALMATICA
Dort steht der Patron!

SYMON
Aha, da kommen sie schon!

PALMATICA
's ist am besten, ihm durch Schweigen
Die Verachtung zu bezeigen;
Dieser Schwindler, dieser Wicht!

SYMON
Ruhig, Symon - rühr' dich nicht!

OLLENDORF
Momentan muss man noch schweigen,
Doch die Ehrfurcht zu bezeigen
Dem Herrn Herzog heischt die Pflicht!

SYMON
Ruhig, Symon - rühr' dich nicht!

ALLE
Noch kann ich kaum verstehen,
Was sich heute hier begab.

OLLENDORF und OFFIZIERE
Was ich erfahren hab'!

ALLE
Doch wird man bald ja sehen,
Warten wir's ab, warten wir's ab!

PALMATICA
Schwindler!

OLLENDORF
Ach!

RICHTHOFEN und WANGENHEIM
Schwindler!

OLLENDORF
Oh!

PALMATICA, RICHTHOFEN, WANGENHEIM
Wart nur, du Bösewicht!

OLLENDORF
Ach, was machen Sie?

PALMATICA, WANGENHEIM
Spitzbub!

OLLENDORF
Pst, aber!

PALMATICA, RICHTHOFEN, WANGENHEIM
Du entgehst der Strafe nicht!

OLLENDORF
Ach, jetzt gibt's Malheur!

PALMATICA
Einschleicher!

OLLENDORF
Grässlich!

RICHTHOFEN und WANGENHEIM
Einschleicher!

OLLENDORF
Schrecklich!

PALMATICA
Warte nur, Halunke, Betrüger!

OLLENDORF
Sie beleid'gen ihn schwer.

WANGENHEIM, RICHTHOFEN
Ha, sie beleidigt ihn schwer!

PALMATICA
Tagedieb, Lump!

OFFIZIERE
Genug, nicht weiter mehr!

PALMATICA
Gauner!

SYMON
Madame -

PALMATICA
Verführer!

SYMON
Bitte sehr!

PALMATICA
Für die Galeere reif!

SYMON
Das ist stark!

WANGENHEIM
Ha, sie ist ganz empört!

PALMATICA
Zuchthaus!

SYMON
Oh!

PALMATICA
Den Galgen!

SYMON
Geduld!

PALMATICA
Verdient solch ein Unterschleif.

SYMON
Bald wird's mir zu arg!

OLLENDORF
Unerhört!

PALMATICA
Hochstapler!

SYMON
Zu viel!

PALMATICA, WANGENHEIM
Wart' nur!

SYMON
Zu viel ist das!

PALMATICA
Für diese Prellerei
Fasst dich noch die Polizei!

SYMON
Endet die Schimpferei?
Wer bleibt gelassen dabei?

OLLENDORF und OFFIZIERE
Still mit dem Geschrei!
Endet die Schimpferei!

SYMON
Das halt' ich nicht aus.
Nein, das dulde ich nicht,
Denn über den Spass
Geht mir jetzt die Geschicht'!
Nein! Nein! Nein!

OLLENDORF
entschlossen
Die halbe Stunde ist jetzt vorbei
Und ich erklär' jetzt laut und frei
auf Symon deutend
Herr Herzog Adam Kasimir
Steht als Gefang'ner hier!

SYMON
Wie? Gilt das mir?

OFFIZIERE
erstaunt
Wie? Dieser hier?

OLLENDORF
Herr Herzog, Sie verzeih'n,
Doch muss es sein.

SYMON
Was fällt ihm ein?

ALLE
Herzog Adam, Herzog Adam,
Herzog Adam soll der (soll ich - muss es) sein!
Wie? Was?

PALMATICA
Hoheit!

OLLENDORF
Ach!

WANGENHEIM
Hoheit!

OLLENDORF
Ach!

WANGENHEIM
Nun heisst es höflich sein!

PALMATICA
Können Sie uns verzeihn?

OLLENDORF
Nun heisst es höflich sein!

PALMATICA
Schwiegersohn!

PALMATICA, WANGENHEIM
Herzog!

OLLENDORF
Bravo!

PALMATICA
Oh, sagen Sie nicht nein!

OLLENDORF, WANGENHEIM
Oh, nur recht artig sein!

PALMATICA
Teurer!

OLLENDORF
Herrlich!

PALMATICA
Edler!

OLLENDORF
Prächtig!

PALMATICA
Wie wir uns herzlich freu'n!

OLLENDORF, WANGENHEIM
Wie sie sich herzlich freu'n!

PALMATICA
Schönster!

PALMATICA, WANGENHEIM
Bester Freund!

OFFIZIERE
Diese Herzlichkeit!

PALMATICA
Nobler!

SYMON
Schon gut!

PALMATICA
Wir waren unbedacht!

SYMON
Lasst es sein!

OLLENDORF
Lasst es gut nun sein!

PALMATICA
Schätzbarster!

SYMON
Genug!

PALMATICA, WANGENHEIM
Verehrter!

SYMON
Hört auf!

PALMATICA
Das haben wir gleich gedacht!

SYMON
Das ist so der Lauf.

OLLENDORF
Rührend ist's!

PALMATICA
Feldherr!

SYMON
Das kennt man schon!

WANGENHEIM, PALMATICA
Sieger! Hoch, Adam Kasimir!
Aufrichtig huld'gen wir dir!

SYMON
Ja, das ist die Manier,
So machen alle es hier.

OLLENDORF
Ach, auf die Manier
Macht man es immer hier!

PALMATICA
Ha'b ich's doch geahnt schon lange,
Und nun ist es mir ganz klar.

SYMON
Ha, die Wandlung dieser Schlange
Ist fürwahr höchst wunderbar!

OLLENDORF
Aus den wichtigen Papieren,
Die ich jetzt fand beim Visitieren,
Der Beweis ganz deutlich spricht.

SYMON
Bitte sehr, ich leugne nicht!
Da Sie's ohnehin schon wissen,
So werd' ich zugestehen müssen,
Dass ich Herzog Adam bin!

PALMATICA
Dann ist Laura - Herzogin!

OLLENDORF
Allerdings, doch tut's mir leid,
Dass sie's nur auf kurze Zeit!

PALMATICA, WANGENHEIM
Wie?

SYMON
Was sagten Sie eben?

OLLENDORF
Polens Heil erheischt sein Leben!

SYMON
Polens Heil erheischt mein Leben,
Und im Notfall muss ich's geben!

OLLENDORF
Es wird mit grösster Courtoisie
Der Kopf ihm abgeschnitten!

SYMON
Wie? Meinen Kopf verlangen Sie?

OLLENDORF
Ich möchte darum bitten!

SYMON
Wenn Sie bitten gar so schön,
Kann ich auch nicht widersteh'n!
So nehmen Sie mich -
Ist's um den Kopf auch schade!

OLLENDORF
Führt in den Kerker ihn!

LAURA
Was hör' ich? Haltet! Gnade!
Gnade für ihn!

OFFIZIERE
Was höre ich?

SYMON
Was höre ich?

LAURA
Ach, ich habe ihm verzieh'n!
Drum Gnade für ihn!

PALMATICA
Mein Kind, du weisst noch nicht!

SYMON
Sie weiss noch nicht!

ÜBRIGE
Sie weiss noch nicht!

LAURA
Und was ihm auch droht,
Ich teile die Not!

PALMATICA
Mein Kind, du weisst noch nicht!

SYMON
Sie weiss noch nicht!

ÜBRIGE
Sie weiss noch nicht!

LAURA
Und muss es denn sein,
Sperrt mich mit ihm ein!

PALMATICA
Mein Kind, das geht ja nicht!

SYMON
Warum denn nicht?

OLLENDORF
Das geht ja nicht!

ÜBRIGE
Das geht ja nicht!

PALMATICA
Mein Kind, der Irrtum ist fatal,
Ein Herzog wurde dein Gemahl,
Drum lass ihn dir nicht rauben!

LAURA
Ein Herzog? Soll ich's glauben?
Ob Herzog er, ob Bettler sei,
Ich bin sein Weib und will ihm treu
In jeglicher Gefahr zur Seite steh'n!

PALMATICA
O Himmel, was wird noch gescheh'n?

WANGENHEIM
Gar seltsam ist's, was hier gescheh'n!

RICHTHOFEN und BRONISLAWA
So ist's recht, so ist es schön!

OFFIZIERE
Bald wird man sie als Witwe seh'n!

SYMON
Jetzt lach' ich jeglicher Gefahr,
Bring selbst das Leben freudig dar,
Zur Seite will sie treu mir steh'n,
Nun möge, was da will, gescheh'n!

BRONISLAWA
Jetzt lacht er freudig der Gefahr,
Bringt, wenn es not, sein Leben dar.
Sie will ihm treu zur Seite steh'n,
Nun möge, was da will, gescheh'n.

ALLE
Froher Mut erfüllt uns, dass es endet gut.
Unverzagt sei drum das kühne Spiel gewagt.
Sollte uns dann das Schicksal nicht den Sieg verleih'n,
Je nun, je nun, gefasst heisst es sein!


Chor mit Solo

CHOR
Das Land ist frei, der Sieg ist da,
Drum rufet laut: Viktoria!
Der uns befreit von schwerem Joch,
Der Herzog Adam lebe hoch!

ADAM
Der grosse Plan ist glücklich uns gelungen,
Und strahlend lacht das Leben wieder neu.
Den holden Frieden haben wir errungen,
Nun denkt nicht mehr an Krieg und Kriegsgeschrei!
Liebend vereint reicht alle euch die Hand,
Freut euch im freien Vaterland!

CHOR
Liebend vereint reicht alle euch die Hand,
Froh im freien Vaterland!


Nr. 18 - Schluss

SYMON
Befreit das Land,
Geknüpft das Band!
Ein kühnes Spiel
Führt uns ans Ziel!
Der Liebe Macht
Hat es vollbracht,
Dass uns're List
Gelungen ist!

SYMON, ADAM, LAURA, BRONISLAWA
Befreit das Land usw.

ALLE
Was von Feinden gegen uns ersonnen war,
Führt grad zum Ruhrn, zum Siege wunderbar.
Eben noch ringsum bedrohet von Gefahr,
Steh'n wir vereint für immerdar!