Estuans interius

Carmina Burana von Carl Orff


ORIGINAL (CB 191, 1-5)

Estuans interius
ira vehementi
in amaritudine
loquor mee menti:
factus de materia,
cinis elementi
similis sum folio,
de quo ludunt venti.

Cum sit enim proprium
viro sapienti
supra petram poner
sedem fundamenti,
stultus ego comparo
fluvio labenti,
sub eodem tramite
nunquam permanenti.

Feror ego veluti
sine nauta navis,
ut per vias aeris
vaga fertus avis;
non me tenent vincula,
non me tenet clavis,
quero mihi similes,
et adiungor pravis.

Mihì cordis gravitas
res videtur gravis;
iocus est amabilis
dulciorque favis;
quiequid Venus imperat,
labor est suavis,
que nunquam in cordibus
habitat ignavis.

Via lata gradior
more iuventutis,
implicor et vitiis
immemor virtutis,
voluptatis avidus
magis quam salutis,
mortuus in anima
curam gero cutis.

DEUTSCH

Innerlich glühen
in heftigem Zorn
spreche ich voll Bitterkeit
zu meinem Herzen:
aus irdischem Stoff geschaffen,
aus flüchtiger Asche,
bin ich wie das Blatt,
mit dem die Winde spielen.

Wenn es denn die Art
des weisen Mannes ist,
auf Fels
sein Fundament zu gründen,
gleiche ich Tor
dem strömenden Fluss,
der niemals
im gleichen Lauf verharrt.

Ich treibe dahin
wie ein Schiff ohne Steuermann,
wie auf luftigen Wegen
der Vogel schweift;
mich binden keine Fesseln,
mich hält kein Schloss,
ich suche Leute meines Schlage
und schlage mich zu den Lumpen.

Ein schweres Herz
scheint mir beschwerlich,
Scherzen ist angenehm
und süsser als Honigwaben,
was Venus gebietet,
ist leichte Mühe,
sie wohnt niemals
in trägen Herzen.

Ich reise auf der breiten Strasse,
nach der Art der Jugend,
verwickele mich in Laster,
frage nichts nach der Tugend,
dürste nach der Wollust
mehr als nach dem Heil,
will, da meine Seele tot ist,
meinen Leib versorgen.