Die Rivalinnen schenken sich nichts

Rolf App, Luzerner Zeitung (10.04.2018)

Maria Stuarda, 08.04.2018, Zürich

Am Opernhaus Zürich findet David Alden eindringliche Bilder für Gaetano Donizettis «Maria Stuarda» – mit Diana Damrau in der Titelrolle.

Der Palast ist so trostlos wie das Gefängnis. Im Palast sitzt Elisabetta I., Königin von England, und ist krank vor Angst und vor Eifersucht. Denn Roberto, Graf von Leicester, ist ihr Vertrauter und der Geliebte Maria Stuardas, ihrer eingekerkerten Rivalin um den Thron. Es geht um Macht, es geht um Liebe, und von Anfang an lauert da der Tod. Der düstere Lord Cecil (Andrzej Filonczyk), der Elisabetta bedrängt, sie solle das Todesurteil unterzeichnen, trägt ihn in Gestalt jenes Richtbeils mit sich, das Gideon Daveys von einer hohen Mauer gesäumtes Bühnenbild von Anfang an bestimmt.

Hier spielt sich am Opernhaus Zürich jenes Drama ab, das Gaetano Donizetti 1835 auf der Grundlage von Schillers «Maria Stuart» komponiert hat und in dem, ungewöhnlich genug, zwei Soprane die Szene beherrschen. In Zürich sind es Serena Farnocchia als Elisabetta und Diana Damrau als Maria Stuarda. Zwischen ihnen steht Pavol Breslik als Graf von Leicester.

Die Musik ist oft schroff und selten lieblich

Das Aufeinandertreffen der beiden Frauen markiert vor der Pause den dramatischen Höhepunkt des Abends, es zeigt sie zuletzt als stimmgewaltig-zornige Rivalinnen. Donizetti bietet sein ganzes dramatisches Talent auf. Die mit sicherem Gespür komponierte Musik ist, dem Geschehen angemessen, oftmals schroff und nur selten lieblich. Enrique Mazzola setzt sie mit der Philharmonia Zürich nuancenreich um und hält sich dabei klug im Hintergrund. Die Stimmen sollen strahlen, und das tun sie auch. In jener von Serena Farnoccia tobt die Wut, in jener Diana Damraus immer mehr Demut und Einkehr.

In seiner Inszenierung findet David Alden eindringliche Bilder für ihren Wandlungsprozess, bis Maria Stuarda in gespenstischem Licht bei Giorgio Talbot (Nicolas Testé) die Beichte ablegt, und bis der Chor sie in einer Art Requiem aus dem Leben verabschiedet. Hätte Alden noch darauf verzichtet, zu Beginn des zweiten Teils die Bühne mit unheimlichen Knochengerüsten zu bevölkern, der Abend wäre makellos eindrücklich gewesen.